Unsere Veranstaltungen zu den 750 Jahr-Feierlichkeiten der Kirchgemeinde
Religion im Emmental.
Wandlung der religiösen Vorstellungen von den Alemannen bis zur heutigen Zeit.
Vortrag von Hans Minder am Mittwoch, 30. April 2025, 19:30 Uhr in der Kirche Rüderswil
Feier des 750 Jahr-Jubiläums der Kirchgemeinde Rüderswil
Feierlichkeiten am Samstag/Sonntag, 17./18. Mai 2025 in und um die Kirche Rüderswil
750 Jahr, ein geschichtlicher Abriss – Was wir feiern
Das Emmental war bereits vor 2000 Jahren besiedelt, die Gründung des Dorfes «Ruodheriswilare» wird zwischen den Jahren 850 und 900 erwartet. Das älteste bekannte Dokument, das eine «Kirchhöre» (Kirchgemeinde) in Rüderswil erwähnt, ist eine im Jahr 1275 vom Bischof von Konstanz geführte Auflistung aller ihm unterstellten Kirchgemeinden und die von diesen abzu-liefernden Peterspfennig.
1319 war ein Johannes von Friesenberg Besitzer des Patronatsrechts der Kirche und durfte somit den Pfarrer ernennen. Die Kirche wurde 1350 dem Deutschordenshaus Bern geschenkt. Im späten 14. oder frühen 15. Jahrhun-dert wurde der heutige Kirchturm aus Tuffstein erstellt. 1528 die Kirche geht im Rahmen der Reformation an die Stadt Bern, kurze Zeit darauf kam es im Emmental zu den ersten Verfolgungen der Täufer. 1656 wurde die erste Turmuhr eingebaut. 1709 wurde der Chor in die heute Form gebracht. 1720 wird das heutige Pfarrhaus gebaut. Bei der Gesamtrenovation von 1783/84 wurde erstmals eine Orgel eingebaut. Bei der nächsten Gesamtrenovation von 1883 wurden die drei farbigen Chorfenster eingefügt. 1931 wurde das Kirchenschiff neu gebaut sowie der Friedhof im heutigen Kirchhof aufge-hoben. 1947 wird das heutige Geläut erstellt. Anlässlich der letzten Gesamt-renovation 1979/80 wurde die heutige geknickte Decke ins Kirchenschiff eingezogen. 1986 schlug der Blitz in die Kirche ein, die Wetterfahne wird beschädigt und der Turm muss neu geschindelt werden. 1994 wird die Pfrundschür als Kirchgemeindehaus eröffnet. 2007 wurde die offizielle Aussöhnung mit den Alttäufern (Mennoniten) gefeiert, ein Abendmahltisch mit dem Logo der Alttäufer wie der Landeskirche wurde eingeweiht.
Hier erscheint im Frühjahr 2025 der Festführer
Kirchenführung durch die reformierte Kirche Rüderswil
Bekanntes und Unbekanntes in und über unsere Kirche mit Peter Lerch, 16. Juni 2025
Religiöse Entwicklung Oberemmental
Die Artikel aus dem «Reformiert.» von Hans Minder werden monatlich ergänzt
Wie das Christentum ins Emmental kam
Zwischen 550 und 680 stiessen die Alemannen über den Rhein aus dem süddeutschen Raum ins Mittelland vor. Die Römer hatten ihre helvetischen Provinzen geräumt, wobei aber die bisherige Bevölkerung (Kelten und Römische Zivilisten) hier wohnhaft blieben. Die Alemannen hatten sich dabei mit dieser Bevölkerung vermischt. Fast alle Deutschschweizer haben deshalb sowohl germanische wie auch keltische Vorfahren und viele Ortsnamen sind auch heute noch galloromanischen Ursprungs.
Das Christentum (katholisch) war zu dieser Zeit im Römischen Reich Staatsreligion, wobei man durch die Archäologie sicher ist, dass lange nicht alle auf dem Land Christen waren. Mit dem Wegzug der Römischen Verwaltung wurde auch die christliche Religion erschüttert; sicher ist, dass gewisse Bistümer nicht immer besetzt waren. So dürfte um 550 auch der Bischofsitz von Augst (Augusta Raurica) aufgegeben worden sein. 617 ist jedenfalls auf einmal die Stadt Basel Bischofssitz. Der Bischofssitz von Avenches (Aventicum war die Hauptstadt der Provinz Helvetica) wurde um diese Zeit auch nach Lausanne verschoben. Für unsere Gegend war schliesslich das Bistum Konstanz zuständig.
Die Alemannen waren Anhänger der nordischen Religion mit dem Hauptgott Wodan oder Odin. Die Naturreligionen zeichnen sich dadurch aus, dass es eine Vielzahl von Göttinnen und Göttern gibt. Während die nordischen Religionen noch überschaubar waren (man kann von rund 10 mehr oder weniger wichtigen Göttern ausgehen), hatten die Kelten viel mehr Götter. Da diese Götter immer für verschiedene Anliegen zuständig waren, «verteilten» die christlichen Missionare diese Aufgaben der bisherigen Götter an die neuen Heiligen der christlichen Religion, so wurde der bisherige Wettergott Donar (Thor) durch Petrus ersetzt.
570 beschrieb der byzantinische Historiker Agathias, dass die Alemannen heidnisch seien, also Anhänger der Naturreligionen. Kolumban erwähnte 610, dass die Bevölkerung in der Region des heutigen Vorarlbergs heidnisch sei, auch Gallus hatte um 650 hauptsächlich heidnische Alemannen angetroffen, als er von Irland her ins Gebiet der heutigen Schweiz zog.
Der Alemannenherzog Gunzo hatte sich aber zum Christentum bekannt und zusammen mit den Mönchen die Christianisierung begonnen. Wir können davon ausgehen, dass um das Jahr 700 die meisten Alemannen Christen waren, da von da an bei den Begräbnissen keine Beilagen mehr dazukamen und die Verstorbenen auf den Friedhöfen begraben wurden. Im Nordischen Glauben wurden die Verstorbenen verbrannt. Ab 700 wurden auch die ersten Klöster gegründet, wie in Säckingen, Steinach und St. Gallen. In der Rechtsordnung der Alemannen von 700 war die Organisation der Katholischen Kirche bereits fest geregelt worden. Als die Franken das Gebiet der Alemannen eroberten, liessen diese die katholische Ordnung unverändert, da sie bereits voll im Sinne des römischen Papstes war.
Wir können davon ausgehen, dass seit 800 die Alemannen, wie auch das restliche Gebiet der Schweiz, ein Teil des römisch-katholischen Gebietes unter dem Papst in Rom darstellte. Im Emmental wurden um 1200 Klöster Trub, Röthenbach, Rüegsau (Frauenkloster) und Burgdorf gegründet.