Kirchensonntag: Still werden um Gottes Stimme zu hören

Wie wichtig Innehalten und Verweilen sein kann, zeigte sich am vergangenen Kirchensonntag in Rüderswil. Ein Team der beiden Kirchgemeinden Lauperswil und Rüderswil setzte sich mit dem Thema des diesjährigen Kirchensonntages auseinander: «Innehalten – Dinge in neuem Licht sehen.» Nach einer Begrüssung durch die Ratspräsidentin Marianne Zaugg stimmte Peter Lerch die Besucher auf das Thema ein mit einem Pauluswort: «Stellt euch nicht dieser Welt gleich, sondern verändert euch durch die Erneuerung Eures Sinnes.» Dies bedeute für ihn, Gewohntes immer wieder zu prüfen, sagte Peter Lerch. Mit einem Gebet von Jörg Zink betonte er ferner, wie wichtig es manchmal sei, zu schweigen; denn in der Stille werde Gottes Stimme hörbar. 

Ist das Glas halb voll oder halb leer?
Anschliessend waren alle eingeladen, sich vom Thema inspirieren zu lassen. Und zwar gruppenweise an vier Posten. Vroni Pfäffli stellte ein Glas Wasser auf den Tisch und fragte ihre Teilnehmer jeweils, was dies für sie bedeute. Und wie verschiedene Blickwinkel sich auswirken können. Eine Teilnehmerin bemerkte dabei, man müsse nur den Inhalt in ein kleineres Glas füllen, dieses sei dann voll!  Am Schluss ihrer Betrachtung erzählte Vroni Pfäffli die Geschichte vom Bauern, der jedesmal eine Bohne in die linke Hosentasche legte, wenn ihm tagsüber etwas erfreuliches widerfuhr. Abends konnte er dann die Bohnen zählen und sich noch einmal darüber freuen.

Mit geschlossenen Augen neues entdecken
Bei Erika Stocker durften die Teilnehmer für einige  Minuten die Augen schliessen. In einer lauten Welt sei es oft schwierig, Ruhe und Stille zu finden, sagte Erika Stocker. Und fragte: «Wo finden wir noch Stille? In der Nacht, der Natur oder in den Bergen, im Wald, weit weg von Menschen? Oder hier in der Kirche?» Anschliessend bat sie die Gruppe, ein paar Minuten die Augen zu schliessen. Die Teilnehmer erkannten, dass mit geschlossenen Augen die Gedanken andere Wege gehen, sich sogar auf etwas Bestimmtes konzentrieren können. Werden die Augen wieder geöffnet, sieht der Betrachter womöglich etwas neu oder ganz anders.

Gefühle und Steine
Was geht in einem Menschen vor, wenn er gezwungen wird, sein Zuhause zu verlassen? Marianne Zaugg konfrontierte die Besucher an ihrem Posten mit dem Schicksal der Bewohner in der Gemeinde Mitholz: 50 Personen müssen ihre Häuser verlassen, weil die Reste eines Munitionslagers geräumt werden. «Welche Gefühle haben diese Betroffenen», fragte Marianne Zaugg. Und wie würden wir in so einer Situation reagieren?

«Ein einzelner kleiner Stein mag unscheinbar sein», sinnierte Peter Lerch beim vierten Posten. Werden die Steinchen aber aneinander gereiht, dann entsteht etwas neues. Dies konnten die Teilnehmer gleich selbst erfahren, indem sie Steine in einem mit Mörtel gefüllten Holzkistchen anordneten. 

Bei angeregten Gesprächen und einem reichhaltigen Apero klang der Kirchensonntag aus. Ein herzliches Dankeschön geht an das organisierende Team, das einen spannenden und kurzweiligen Kirchensonntag realisiert hat. 

Benjamin Stocker-Zaugg