Kirche

Die Kirche Rüderswil liegt im von einer historischen Mauer umgebenen Kirchhof, der bis 1931 auch Friedhof war. Die Kirche besteht heute aus einem schlichten Langhaus, einem polygonalen spätgotischen Chor sowie dem Kirchturm. An der West- fassade führt die dreiteilige Arkade zuerst in die Vorhalle und anschliessend zum Haupt- portal. Besonders schön ist der Kirchturm aus unverputztem Tuffstein. Er gilt als ältester Bauteil der Anlage und ist aufgrund des hohen Spitzhelms bereits von weitem sichtbar.


Die wohltuend schlichte Kirche repräsentiert bestens Land und Leute des Emmentals.

Geschichte
Um 1200  erste Kirche oder Kapelle in Rüderswil vermutet
1275          erste schriftliche Erwähung einer Kirche in Rüderswil
1319          Johannes von Friesenberg ist Besitzer des Patronatsrechts der Kirche
1350          Schenkung der Kirche an das Deutschordenshaus Bern
14/15 Jh.   Bau des heutigen Kirchturms aus Tuffstein
1528          die Kirche geht im Rahmen der Reformation an die Stadt Bern
1656          Einbau der ersten Turmuhr
1709          Instandstellung des Chors (erhält heutige Form)
1783/84   Gesamtrenovation, Einbau der ersten Orgel
1883         Gesamtrenovation, Einbau der farbigen Chorfenster
1931          Neuaufbau, ausser Chor und Turm, Aufhebung des Friedhofs im Kirchhof
1979/80   Gesamtrenovation, Runddecke des Kirchenschiffs wird durch eckige Decke ersetzt

Die drei Fenster im Chor stammen aus dem Jahr 1883 und stellen «Christus am Kreuz», «Christus der Lehrer» und «Christus der Auferstandene» dar. Daneben sind vier Wappenscheiben zu finden.

Der Abendmahltisch mit den Logos von Landeskirche und Alttäufern erinnert an das Täuferjahr 2007, in dem offiziell die Aussöhnung mit den Alttäufern (Mennoniten) gefeiert wurde. Die Widmung am Abendmahltisch lautet: «Haltet mit allen Menschen Frieden» (Römer 12,18).

1783 wird eine erste Orgel mit 12 Registern, einem Manual und Pedal von Peter Schärer, Sumiswald eingebaut. 1909 baut Orgelbau Goll, Luzern hinter dem Schärer-Prospekt eine Transmissionsorgel (zehn Pfeifenreihen mit Oktavverlängerung). 1940 bauen G. und A. Tschanun, Genf eine neue Orgel mit 19 Registern und einem Auszug auf zwei Manualen und Pedal. Diese Orgel wird 2018 revidiert, die ursprünglich pneumatische Registratur wird durch rein elektrische Komponenten ersetzt.

Im Kirchturm hängen seit 1947 vier Glocken, die den vier Evangelisten gewidmet sind: Matthäus, Markus, Lukas und Johannes. Die Glocken sind auf fas b c gestimmt. Seit 1947 nicht mehr in Betrieb sind die beiden alten Glocken im Vorgarten der Kirche. Die ältere dieser beiden stammt aus dem 13. Jahrhundert. In romanischen Lettern trägt sie die Inschrift «O rex gloriae Christe veni cum pace amen», was heisst: «O König der Ehren, Christus, komm mit Frieden. Amen». Die andere Glocke im Vorgarten ist die Gallus-Glocke, gegossen 1423 mit der Inschrift «Sancte Galle Ora Pro Nobis», zu Deutsch: «Sankt Gallus bete für uns.»

Ensemble Die Kirche bildet zusammen mit der östlich davon liegenden Pfrundschür und dem anschliessenden Pfarrhaus ein Ensemble. Das Pfarrhaus wurde 1720 erstellt. Älteste Aufzeichnungen über eine Priesterwohnung stammen aus dem Jahr 1488. Nördlich vom Pfarrhaus liegt die zum Pfarrhaus gehörende Garage, die früher das Waschhäuschen war. Die Pfrundschür liegt zwischen Kirche und Pfarrhaus. Diese wird bereits 1507 erwähnt. Sie diente den Priestern und Pfarrherren als Stall und Speicher. Die Pfrundschür wurde mehrmals erneuert. 1993 wurde sie renoviert und in den heutigen Zustand versetzt (Stahl/Glas/Holz-konstruktion innerhalb der bestehenden Holzwände).

Gottlieb Jakob Kuhn
Gottlieb Jakob Kuhn

Gottlieb Jakob Kuhn, 1775 – 1849, ist an einer Gedenktafel an der Aussenwand der Kirche verewigt. Er wirkte als Pfarrer in Rüderswil von 1812 – 1824, war Volksliederdichter, Historiker, Herausgeber des «Berner Hinkenden Boten» und gehörte zu den Initiatoren des Unspunnenfests 1805.

Für die Vermietung (Hochzeit) und nähere Auskunft ist das Sekretariat zuständig.